Friday, September 7, 2018

7.9.18 Sarajevo - ganz schön schwere Kost

Heute schlief ich ganz gut in meinem super bequemen Dormbettchen. Um dreiviertel 8 stand ich auf, packte und lief mal wieder zum Bus. Unterwegs deckte ich mich mit etwas Proviant ein. Ich war zu früh am Busbahnhof, der Bus war noch nicht mal da, also gabs noch einen Cappuccino. Um 9 war dann Abfahrt. Es ging wieder landschaftlich wunderschön am Fluss zwischen Bergen entlang. Zwischendurch war es eher der ein oder andere See, bin mir da nicht so sicher. Und es war wieder ziemlich kalt. Für den Nachtbus morgen wird alles, was wärmt, eingepackt.
Um halb 12 waren wir in Sarajevo und ich sah meine Tram davon fahren... 20 Minuten später kam die nächste. 100% aus kommunistischen Zeiten, Fahrgefühl wie in der Achterbahn. Laut google und Hostel sollte ich dann in einen Bus umsteigen. Da stand ich halt mal ne halbe Stunde, ein paar Busse kamen, meiner nicht. Ich checkte die Karte 1,3km, und beschloss zu laufen. Steil bergauf natürlich! Richtig steil... Mal wieder ein Workout...
Oben angekommen erwartete mich aber ein perfektes Hostel. Sauber, freundlich, hell und mit viel Platz. Ich bezog meinen Dorm, dank Nachsaison werden nur 3 statt 6 Betten belegt, finde ich klasse. Ich zog mich um, holte mir die wichtigen Infos an der Rezeption und lief wieder bergab. Mein Programm für heute war alles andere als spaßig, aber ich wollte das lieber heute durchziehen und meinen letzten Tag morgen mit positiveren Eindrücken beenden.
Erster Stopp war das War Childhood Museum. Dort sieht man 50 Dinge, die für Kinder des Bosnienkriegs eine wichtige Erinnerung darstellen, jeweils mit der Geschichte, die dahinter steckt. Insgesamt hat das Museum 4000 solche Gegenstände, die im Wechsel ausgestellt werden. Inzwischen auch ein paar Sachen aus Syrien und anderen Kriegsgebieten. Das war das erste Mal, dass ich alle Infotafeln in einem Museum gelesen habe. Echt traurig, teils aber auch schöne Erinnerungen. Viele Spielsachen, oft selbst gebastelt oder aus Hilfslieferungen. Eine Tagebuch einer Schwester, die getötet wurde, Schokopapiere, die wie Fußballsticker getauscht wurden. Was mich besonders mitgenommen hat, war die Tatsache, dass all diese Kinder ja ungefähr in meinem Alter sind! Am Ausgang gabs dann noch ein Stück Schoki, hilft ja bekanntlich immer!
Zum Verdauen ging es mal wieder bergauf zum Yellow Fort, wo man einen guten Blick auf die ganze Stadt hat. Unterwegs hab ich mal drauf geachtet, es gibt immer noch zig Häuser, an denen man die Einschläge von Granatsplittern sehen kann. Oben gabs nen tollen Ausblick - leider auch auf die nahenden Regenwolken. Ich beschloss, das schlechte Wetter im Café auszusitzen. Mit zweimal Cappuccino und einigen Katzen zum Kuscheln. Leider wurde es immer kälter und windiger, mit Kleid und Flipflops begann ich zu frieren. Der Regen setzte natürlich erst ein, als ich wieder runter lief. Aber es ging noch so, ich schaffte es zum nächsten Museum. Leider gab es in Bosnien ja neben dem Krieg - als ob das nicht schon reichen würde - auch noch den Genozid und die Konzentrationslager, in denen tausende Menschen umgebracht wurde. Wieder einmal zeigt sich, dass Menschen aus der Vergangenheit nichts dazu lernen.
Man sollte sich viel öfter darüber freuen, wie gut es uns in Deutschland eigentlich geht, anstatt sich über jeden Scheiß aufzuregen! Wir sollten froh sein, in einem Land zu leben, in das so viele Menschen kommen wollen. Und ein bisschen auch stolz darauf. Und mal darüber nachdenken, wieso diese Menschen nach Deutschland wollen. An alle, die immer nur über Flüchtlinge schimpfen, würdet ihr nicht auch alles dafür geben, in ein sicheres Land zu kommen, wenn jeden Tag Bomben auf euer Haus fielen? Aber nein, ihr seht nur die kriminellen und die, die kommen, um auf der faulen Haut zu liegen. Klar gibt es die, aber von der Sorte gibt es mindestens genauso viele, die vorher auch schon da waren. So, meine Meinung, wem die nicht passt, der darf sich gerne aus meiner Facebook-Freundesliste und meinem Leben löschen!
Als ich aus dem Museum wieder draußen war, hatte es aufgehört zu regnen, war aber echt kalt. Ich hatte Hunger, aber die Gänsehaut jagte mich erstmal qieder bergauf zum Hostel. Da wurde es wenigstens warm. Warm anziehen und wieder runter, Essen suchen. Im Gegensatz zu Dubrovnic gibts hier reichlich Cafés, aber ein vernünftiges Restaurant wollte erst gefunden werden. Dann gabs Salat und Nudeln Quattro Formaggi. Und zur Verdauung gings den Berg zum dritten Mal hoch. Ich traue mich zu wetten, trotz Kilimajaro letztes Jahr hab ich dieses Jahr insgesamt mehr Höhenmeter gemacht. Das war mir nie klar, aber dieser Balkan ist ein einziges Gebirge!
Wieder oben gings in die Dusche und dann in meinen komplett deutschen Dorm. Jetzt liegen wir hier alle aufm Bett und machen nix mehr ;-) Blog ist fertig, Bilder gibt der Tag nicht wirklich her. Morgen ist dann mein allerletzter Urlaubstag. Mittags gibts noch ne Walking Tour, dann was essen und um 5 Uhr nachmittags fährt der Flixbus nach München los. Der nächste Blog kommt also entweder aus dem Bus oder dann schon wieder aus der Heimat :-(

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