Thursday, August 23, 2018

23.8.18 Von Gjirokaster bis ans Meer

Nachdem ich gestern noch ein Bier geschenkt bekommen hatte, wurde es doch fast 1 bis ich aus der Hostelküche kam. Ich schlief gut, war aber mal wieder um halb 8 auf. Noch etwas liegenbleiben, dann gings zum Frühstück. Hier ist es so gemütlich, da kann man echt hängen bleiben... 


Doch gegen viertel 10 verließ ich dann doch mal die Runde und ging packen. Dann gings endlich daran, die Burg anzuschauen. Über steile Treppen und Wege gings hoch. Die Burg hier ist wieder ganz anders als in Berat. Ziemlich gut erhalten, dafür zahlt man auch etwa 1,50€ Eintritt... Der Blick auf die Stadt und die Berge rundherum ist es aber auch echt wert. 



Von der Burg lief ich denn etwas auf und ab durch die vielen Gässchen und suchte meinen Weg zu einem der alten Häuser, das man besichtigen kann. Ganz oben im Ort mit super Aussicht. In dem Haus befindet sich auch noch etwas der alten Einrichtung, was aber nicht so viel ist. 
Dort oben trank ich noch einen Kaffee, bevor ich zum Hostel zurück ging. Inzwischen war es 12, ich zog mich um und verabschiedete mich schweren Herzens von meinen super Gastgebern.
Auf dem Weg nach unten kaufte ich noch etwas Obst als Reiseproviant. Am Busstopp angekommen, wurde mein Rucksack auch gleich in einen Kleinbus nach Sarande verladen. Bis der los fuhr, war es aber 1 Uhr. Luftlinie waren es gerade mal 25km bis Sarande, dank nicht direkter Straße und vielen Bergen, die im Weg stehen, dauerte es aber doch eineinhalb Stunden. Bei jedem Pass dachte ich, jetzt muss ich doch endlich das Meer sehen, aber das ging echt erst zwei Kilometer vorm Ziel. Hatte nicht gedacht, dass Albanien derart bergig ist.
Mir war ein Hostel empfohlen worden und natürlich war es das einzige, das gut eine Kilometer von der Haltestelle weg war... Also erstmal hinlaufen, dieses mal aber recht ebenerdig... Dort angekommen erwartete mich ein recht neues, aber ziemlich kahles Hostel. Das Erdgeschoss eines großen Wohnblocks, Terrasse an der Straße und innen alles groß aber leer. Ich bekam nach etwas gutem Zureden das Bett im Dorm, das nicht genau unter der AC war. Hier gibts nur Bettlaken, keine Decken, ich würde mal wieder erfrieren! Die Räume sind sauber, aber es fehlt definitiv die Hostelseele. Und die Katze!
Als ich mich sortiert hatte, ließ ich mir den Weg zum nächsten Strand zeigen. Es war etwa 3 und ich hatte ja nichts mehr vor. Der Typ vom Hostel brachte mich auch gleich selber hin. Und dann erlebte ich den Albtraum meines Lebens. Wo war ich hier gelandet? War es ein Flüchtlingscamp mitten in Afrika? Lauter halbnackte Menschen auf Plastik- oder Holzpritschen, eng aneinander gequetscht ohne jegliche Privatsphäre, Sonne oder Sonnenschirm je nach Position hilflos ausgeliefert. Oder war ich doch in einer Eierproduktionsfabrik gelandet und es handelte sich um Massentierhaltung? Auf einer Seite begrenzt durch hohe Betonmauern, aus deren nach oben offenen Käfigen noch mehr Legehennen zu mir herabschauten. Was auch immer, ich war entsetzt! Ich lief bestimmt einen Kilometer weit, ohne dass sich das Bild ansatzweise änderte. Und dann war da noch der riesige schwimmende Kasten draußen auf dem Meer, der auch noch eine ganze Ladung Schwimmhennen mit orangen Handtüchern ausgespuckt hatte. Nachdem ich den kleinen Fähranleger umrundet hatte, kam ich immerhin auf einen kurzen Abschnitt Bodenhaltung. In dieser Legebatterie fand ich mit etwas Glück ein Fleckchen Kiesstrand, wo mein Handtuch wenigstens einmal gefaltet hinpasste. Wenn man die Augen zumachte und die gackernden Hühner ausblendete, hörte man sogar das Meer und mit etwas Fantasie dachte ich, ich liege am Strand!
Wahnsinn, sowas hab ich echt noch nicht erlebt! Da ist Bibione quasi ein einsamer Strand dagegen! Nur Bettenburgen oder Wohnblocks, kann ich nicht so wirklich unterscheiden. Wenn ich mir vorstelle, hier eine Woche Urlaub machen zu müssen, Horror! Und so schaffte ich es, ohne ein einziges Foto durch den restlichen Tag... Ok, positiv zu vermelden: "Strand" und Wasser waren sauber, es gab sogar ne Entsalzungsdusche, die Sonne schien und mein Buch war gut! So hielt ich es dann doch bis nach 6 aus. Dann machte ich mich daran, meine Flucht für übermorgen zu planen. Eigentlich wollte ich einen Nachtbus nach Tirana nehmen, jemand hatte was von 8 Stunden erzählt und einer startet um 10. Der Verkäufer erklärte mir aber mit Händen, Füßen, Zettel und Stift, dass der schon um halb 4 ankommt. Mist! Eine Nacht länger bleiben ist hier keine Option, also entschied ich mich für den nächst früheren nachmittags um 2. Lieber den Nachmittag im Bus verbringen als länger hier bleiben!
Danach gings zum Abendessen. Hier hat man die Wahl zwischen überteuert am Wasser oder Normalpreis irgendwo an der Straße. Ich nahm dann doch lieber überteuert mit Meerblick, ist für deutsche Verhältnisse immer noch günstig. Es gab ne leckere Pizza Quattro Formaggi mit Bier und das kostete mich auch nur 8 Euro. Satt lief ich die Promenade und dann Straße zurück zum Hostel. Mein Dorm war schon Kühlschrank, aber eine Mitbewohnerin und ich beschlossen, auf wenigstens 23 Grad hoch zu drehen. Dann duschte ich. Klasse, hier sind in den Bädern oben große Milchglasfenster, mein Dorm ist auf der anderen Seite. Wenn also einer am Klo hockt und das Licht an macht, kann ich im Bett lesen... Dreimal dürft ihr raten, wer heute Nacht die Augenklappe auf hat... Ach ja, die andere Seite des Dorms ist eine Fensterfront auf die Straße... Mit Vorhängen zwar, aber die Ohrenstöpfel sind hier also auch Plicht...
Naja, immerhin riecht es gut ;-)
Morgen fahre ich dann mit dem Bus ne halbe Stunde Richtung Süden nach Butrint zu einer alten griechischen Ausgrabungsstätte. Deshalb bin ich überhaupt hier. Und dann hoffe ich, zwischen dort und hier doch noch ein Stück Strand zu finden, wo ich mein Handtuch komplett aufklappen kann... Drückt mit die Daumen. Und auch dass morgen kein Kreuzfahrtschiff kommt und nicht ganz so viele Tagestouristen aus Korfu die Tour nach Butrint machen...

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